Zu Besuch bei Silke Neumann, Gründerin der Berliner Kommunikationsagentur Bureau N. Uns hat die PR-Spezialistin ihre Top 5 Produkte aus dem deutschsprachigen Raum gezeigt.
Ein geräumiger Altbau in Moabit unweit der Spree. Eine pinkfarbene Wand begrüßt den Besucher im Flur, davor ein Fahrrad in knalligem Blau. Ohne Frage, Silke Neumann, die Gründerin der Berliner Kommunikationsagentur Bureau N, hat einen raffinierten Geschmack und viel Sinn für interessante Kombinationen. In der schmalen Küche steht der berühmte Houdini-Stuhl von e 15, wieder in pink, auf dem orangefarbenen Fliesenboden. Welch ein gewagter, großartiger Bruch! Hier kommen ihre Top 5 aus dem deutschsprachigen Raum:
Miniaturtasse von Meissen, Deutschland
„Man kann sagen, mit dieser Tasse ging es bei mir los – das Hinterfragen von schönen, kleinen Dingen mit denen man den Alltag teilt, die ihn schöner machen. Ich bin alleine mit meinem Vater aufgewachsen, wir haben viel gekocht und oft über Dinge gesprochen. Mein Vater hatte viel übrig für Schönes – er war sehr kunst-, musik- und literaturinteressiert. Und er hat sich gerne mal gute Dinge gegönnt. Da unser Verhältnis sehr eng war, hat er mir dafür eine Sensibilität mitgegeben. Diese Tasse von Meissen wollte ich ihm immer schon abluchsen, aber da ließ er nicht mit sich reden. Mir diese einfach nachzukaufen hätte sich auch schräg angefühlt. Jetzt habe ich sie geerbt. Ich finde die Farben wahnsinnig schön, das Handbemalte. Ich war auch mal in der Manufaktur in Meissen, habe mir das Handwerk dort angeschaut und unter anderem gelernt, dass die Farben Grün und Rot besonders aufwendig in der Herstellung sind, da sie je nach Farbgebung mehrere Brennprozesse durchlaufen.
Ich finde, wenn man weiß, dass etwas einen gewissen Wert hat, wie diese Tasse, die neu rund 660 Euro kostet, geht man automatisch vorsichtiger damit um. Man stellt die Sachen nicht einfach in die Geschirrspülmaschine. Dennoch ist mir wichtig, dass die Dinge benutzt werden, auch wenn sie dann schneller kleine Macken kriegen, das gehört dazu. Die Tasse meines Vaters jedoch steht immer einzeln im Schrank, stapeln würde ich sie nicht.“
Gläser aus dem Trinkservice Alpha von J. & L. Lobmeyr, Österreich
„Wenn ich auf Reisen bin, entdecke ich gerne Dinge und bringe auch oft Sachen mit. Die Produkte von Lobmeyr hatte ich schon öfters gesehen, aber nie bewusst wahrgenommen. Dann war ich mit einem sehr designaffinen Freund in Wien. Er führte mich zu Lobmeyr und ich dachte: Wow, ist das toll! Dieses feine Glas, die stringenten Formen. Ich mag es auch, wenn der Tisch nicht so festlich gedeckt ist, sondern es eher eine rustikale Runde ist, dann machen solche Gläser viel her. Oder wenn das Tageslicht in den Raum und auf den Rand der Gläser fällt und der Lichtstrahl gebrochen wird, das Wasser im Glas wird reflektiert – das sieht wunderschön aus.“
Tisch Meta von New Tendency, Deutschland
„Beistelltische sind ein extrem schwieriges Thema, wie eigentlich alles, was im Wohnzimmer nicht so spießig daherkommen soll. So wie die meisten von uns die schwere Schrankwand nicht mehr wollen, will ich die klassische Wohnzimmer-Aufteilung nicht: hier das Sofa, davor der klassische Couch-Tisch. Das Grün von meinem Meta-Tisch passt gut zu meinem Sofa, das hat auch grüne Farbelemente. Und mir gefällt, dass der Tisch aussieht wie ein kleines Pult. Minimalistisch und trotzdem kann man gut Sachen darauf ablegen. Ich mag Teile, die auch alleine stehen können – Gesamtarrangements finde ich furchtbar.“
Stühle Houdini von e 15, Deutschland
„Der pinke Stuhl war auch ein Mitbringsel, das war damals ein Prototyp. Heute gibt es im Flur meiner Wohnung eine pinkfarbene Wand, den Stuhl jedoch gab es bereits vor dem knalligen Anstrich. Ich finde den Stuhl unglaublich gemütlich. Und ich mag, dass der am Hintern nicht so kalt ist, es gibt ja Stühle, die einfach nicht warm werden wollen! Den zweiten Houdini haben mir mehrere Freunde zum Geburtstag geschenkt. Mir gefällt, dass man die Holzstruktur noch sieht, er wirkt wie angestrichen und dabei nicht so perfekt. Außerdem gibt es nicht viele Stühle, die von vorne und von hinten gut aussehen, obwohl das gar nicht so unwichtig ist, schließlich sieht man ja meist die Stuhllehne, wenn man einen Raum betritt. Ich finde auch hier wieder gut, dass die Stühle als Einzelobjekte funktionieren. Es wäre wohl eher schwierig, wenn man einen ganzen Tisch mit pinkfarbenen Stühlen drumherum ausstatten würde.“
Regal von Möbel Horzon, Deutschland
„Es ist doch meistens so, man sucht ein Regal und man weiß nicht so recht – was findet man jetzt eigentlich gut? Was trägt die Bücher? Am Ende, wenn das Regal erstmal vollgestellt ist, ist es eh fast egal, für welches Modell man sich entschieden hat, aber ich hatte auch einfach keine Lust auf Ikea. Ich wollte gerne ein Regal, das nicht bis oben an die Decke reicht und mich optisch erschlägt. Also entschied ich mich für dieses. Rafael Horzon, der Mann hinter dem Regal, ist auch ein Freund von mir. Ehrlich gesagt war ich fasziniert, wie professionell das alles ablief, die Jungs, die hierher kamen waren super. Und es ist gar nicht einfach in einer Altbauwohnung ein solches Regal einzubauen und die schiefen Böden auszubalancieren. Großer Pluspunkt sind die unterschiedlichen Fächergrößen und dass es ganz einfach auf- und wieder abzubauen ist.“
Wie Silke Neumann und ihr Bureau N ihre Kunden auswählen und was sie von der deutschen Designszene hält, ist im Interview mit ihr nachzulesen.